Das Beste Garten Der Poesie
Das Beste Garten Der Poesie – garten der poesie
Beruhigtere Momente hinterher gehen nachdem, doch schon dasjenige erste Reim, ein Virtuosenstück, gibt die Tonart an: Da giert jener Giersch, jener „mit dem begehren schon im namen“. Dasjenige Podagrakraut „schickt seine kassiber“, seine Kriechwurzeln „durchs dunkel unterm rasen“, solange bis es den Grünanlage unterwandert und dasjenige Sonett erobert hat. Dasjenige die Gesamtheit überwuchernde Kraut sprengt mit seinen „gar“-, „gier“-, „ger“- Wörtern dasjenige Reimschema des ersten Terzetts, solange bis sich im zweiten Terzett und natürlich „im ganzen garten“ jener Giersch sogar denn einziges Reimwort durchgesetzt hat. Die Pflanze hat dasjenige Sonett umrankt. Welcher Giersch ist dasjenige Reim.
Jan Wagner, jener 1971 in Hamburg geborene, in Bundeshauptstadt lebende Dichter und Sprachmittler, hat nachdem vier Gedichtbänden und jener Essaysammlung „Die Sandale des Propheten“ mit einer Parodie aufwärts die wissenschaftliche Edition dreier poetischer Ahnherren (“Die Eulenhasser in den Hallenhäusern“, 2012) seinen Sitz in jener Literaturgeschichte gefälscht. Mit den Gedichten jener drei „Verborgenen“ hat Jan Wagner eine ganz persönliche Vorgeschichte seiner eigenen poetischen Gegenwartsform zugesellt.
Es sieht so aus, denn habe er mit diesem zauberhaften Philologenspiel eine noch größere Unabhängigkeit und Schneid erworben, denn ihm ohnehin schon zu eigen war. Im Umgang mit Klängen und Gießen, sogar jener Ode oder des Haikus, verfügt er droben die Leichtfüßigkeit eines Equilibristen, dennoch seine würdevolles Benehmen wirkt uneitel und zeigt in ihren Brechungen scherzhafte Züge. Eine gelöste Heiterkeit teilt sich dem Leser mit.
Drei sizilianische Esel, „zum greifen nah mit diesen vorhangquasten / von schwänzen, ihren zähen tänzerfesseln“ verweigern den Stiege droben die steilen Serpentinen einer Bergstraße, „aufwärts nichts denn ihr eselsein Behutsamkeit“. Jedes ihrer sechs Augen ist „stark wie ein espresso“, und noch im Rückspiegel des Selbst…in dem jener Schreiber sitzt, ist „serpentinenlang“ ihr sanftes „Vanadium jener Ohren“ zu sehen. Es steht, da sie ja drei sind, zu Gunsten von „victory, vittoria“ und „victoire“. Und weil es gerade drei sind, ordnet Jan Wagner ihnen unter einem einzigen Titel drei reimlose Sonette zu, die sich im Enjambement miteinander zusammenbinden, wie er dasjenige Titelgedicht „regentonnenvariationen“ aus vierzehn Haikus bildet.
Vokale und Konsonanten, Anklänge und Gleichklänge wirft jener Schreiber wie Bälle in die Luft. Wenn er sie wieder auffängt, nach sich ziehen sie ihre grammatikalische Form und damit ihre Wichtigkeit geändert, ihr Klang und ihr Schriftbild dennoch sind nahezu gleich geblieben. Eine Scharte wie die Hasenscharte generiert die Verbformen „scharrte“ und „scharte“ oder die zu lesenden „scharte- / ken“, „während jener mond denn sichelscharfer strich / erschien oder mongolisch um die häuser strich“.
Von einem Lipizzaner heißt es, dass er „droben jedweder felder / hinwegzutänzeln weiß und immer weißer“. Welcher Leser des Gedichts „ein pferd“ weiß, dass „weißer“ ein Komparativ ist, jener sich aufwärts die Schwärze bezieht, mit jener Lipizzaner geboren werden. Und „die dunklen schwärme von faltern“, die droben jener brennenden Bibliothek von Alexandria bekannt werden, münden mit zoologischer Zwangsläufigkeit zum „toten admiral“ nebst Lord Nelsons letztem Zuschrift an Lady Hamilton, welcher zum Inventar jener British Library gehört. Einmal, im Reim „portafortuna“, reimt sich ein schlichtes „kaum“ aufwärts „naum“. Gemeint ist jener rumänische Surrealist Gellu Naum, den Jan Wagner in den Übersetzungen Oskar Pastiors gelesen nach sich ziehen wird. Dass Naum selbst unter den Freunden Wagners nur wenige Leser nach sich ziehen dürfte, tut gar nichts zur Sache und stellt ja sogar die Wichtigkeit Gellu Naums nicht in Frage.
Ganz im Gegenteil: Wagner besteht aufwärts jener Wichtigkeit jener vier kleinen Buchstaben „naum“, die sich aufwärts „kaum“ reimen. Gleichermaßen wenn die Wörter „gestank“ und „gastank“ in ein unreinliches Reimverhältnis gesetzt werden, zwingt uns jener Zirkusdarsteller zum Nachdenken und zu gespannter Präsent.
Dort doch, wo Macht und Erfindungsreichtum des Jongleurs nachlassen, wo er die Bälle nicht in luftiger Schwebe halten kann, ermattet sogar die Leselust. Dasjenige geschieht vornehmlich, wenn die Gedichte sich von jener Natur, von Pflanzen und Tieren verhindern. Musik, Malerei und die Zeug des Alltags scheinen den Artisten in diesem Buch nur mäßig zu inspirieren. Doch Wagner schreibt nicht plötzlich schlechte Gedichte, nur weil er dasjenige Sujet wechselt, und dasjenige Grafik jener Finger des Cellisten Giovanni Gnocchi, die „wie blasse matrosen in jener takelage“ klettern, lassen jede Kritik rasch wieder verstummen.
Während, jener Buch „regentonnenvariationen“ ist eine lyrische Festschrift jener Naturkunde und jener ihr eingeschriebenen Magie. Welches diesem Literaturform nicht dient, wird hier zur freundlichen Zubehör, zur Nebensache. Es wäre konsequent gewesen, die Beigaben fortzulassen, um sie in einem anderen Buch zur Hauptsache zu zeugen.
Wagners Protagonisten sind Melde und Schlehen, die Maulbeeren, jener gierige Nageleisen gerade oder die Uhu und jener Olm, „jener keine feinde / außer jener sonne hat“. Welcher Blick des hellen, preisenden Magiers zentriert sich aufwärts dunkle Augen, die besuchen, welches wir spiegelbildlich in ihnen sehen. Weiterführend dem „großen laubgewölbe“ sitzt die Uhu mit ihrem „weißen schleier, zart wie mehltau / und brüsseler spitze“, und aus den gelben Spalten ihrer Augen schaut „jener wald, jener wald, jener wald“. Im Brunnen spiegelt sich jener Mond denn „forscherauge überm mikroskop“. Wer im Titelgedicht „regentonnenvariationen“ den Kronenkorken von jener Tonne hebt, sieht „ins riesige / auge jener amsel“. Dasjenige Ophthalmos ist schwarz, wie es schon die Espresso-Augen jener störrischen Esel waren. Hier, im neunten Haiku wird dasjenige Amselauge jener Regentonne zum duftenden Waldsee, zu einem „barrel styx“. Es ist wertvoll wie ein Fass Erdöl und jenseits seiner Schwärze lauert die Unterwelt, die jener Styx neunmal umfließt.